Ansatz

Ein offener, freier Klang, spannungsvolles Pianissiomo und saftige Akkorde, wer träumt nicht davon? Doch durch die komplexen Anforderungen, die das Geigenspiel stellt bleibt vielen Geigerinnen und Geiger Leichtigkeit im Umgang mit ihrem Instrument fremd. Um dem entgegenzuwirken lohnt es sich, sich bewusst zu machen, dass jede der einzelnen Handlungen beim Geigenspiel einfach und leicht ausführbar ist. Erst in der Kombination der verschiedenen Bewegungen liegt die ‚Schwierigkeit‘.

Viele Spieler sind bewusst oder unbewusst durch diese Koordinationsaufgabe überfordert, was sich meist in ungewollten Klängen und Nebengeräuschen wie Kratzen, Pfeifen, zittrigem Ton, schlechter Intonation und unnötiger Muskelspannung in Händen, Armen und Schulterbereich, äußert.

Um diese Effekte zu lindern betrachten wir die Bewegungsabläufe isoliert und heben Leichtigkeit und den Gedanken des Geschehenlassens hervor. Ziel ist es die einzelnen Bewegungen entspannt, fließend, ja passiv auszuführen und zu jedem Zeitpunkt unnötig aufkommende Spannung zu erkennen und wieder lösen zu lernen. Je besser das im Einzelnen gelingt desto ‚leichter‘ werden komplexere Bewegungsabläufe und umso schöner das klangliche Ergebnis.

Neben einem guten Verständnis der technischen Anforderungen beim Geigen lege ich auch großen Wert auf die Vermittlung eines adäquaten Musikverständnisses. Ich beobachte, dass viele Geiger nach Noten(köpfchen) und Artikulationszeichen spielen und oft nicht wissen, wie die Töne heißen und welche Funktion ihnen jeweils in Bezug auf Harmonie und Form zukommt. Dieses Verständnis erscheint mir für eine interessante aussagekräftige Darbietung oft wichtiger, als Bindebögen und Staccatopünktchen korrekt wiederzugeben.

Somit erhalten Grundlagen zu Musiktheorie und Harmonielehre gepaart mit Improvisation und viel Singen seinen festen Platz in meinem Unterricht, da diese für die Entwicklung einer starken charaktervollen musikalischen Vorstellungskraft unverzichtbar sind.

Einige Grundgedanken:

  • Virtuosität ist immer eine koordinative Meisterleistung, die mit Leichtigkeit ausgeführt ist. Sie ist Resultat eines optimalen Zusammenspiels von muskulärer Aktivität und Passivität. Mit anderen Worten: Spannung & Entspannung, Aktion & Reaktion und Impuls & Empfänglichkeit gehören zusammen.
  • Kratzende oder verschwommen Tonanfänge, zittriger Bogen, Intonationsschwierigkeiten etc. sind Symptome mangelnden Körper- bzw. Bewegungsbewusstsein.
  • Schmerzen sind Resultat zu großer Muskelspannung.
  • Die Devise ist: wenn es gut klingt, machst Du alles richtig.
  • Nutze Schwerkraft und Gewicht vor Muskelkraft.
  • Strebe nach Passivität, nach Geschehen lassen und lerne nur so viel wie nötig tu tun.
  • Lass die musikalische Vorstellungskraft die Bewegungen leiten.
Without rhythm there is no jazz. When you can’t tap along, it’s not jazz anymore.
Benny Waters, jazz musician, Saxophon, Clarinet